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Bericht aus PferdeSport INTERNATIONAL  Ausgabe 1-2  /  15. DEZ 2007

 

Sandro Boy – Züchter Rudolf Meyer

 

 "EIN PFERD WIE SANDRO BOY BELOHNT FÜR VIELES"

„Eine Portion Idealismus gehört dazu“

„Die Springpferde-Zucht ist mein Steckenpferd“ sagt Rudolf Meyer und wie viel Engagement der Niedersachse darin steckt, ist enorm. Körungen, Turniere, Hengstschauen, Bundeschampionate – kaum ein Event, das der Züchter des Weltcup-Siegers Sandro Boy auslässt. Denn für ihn müssen sich Vererber im Sport beweisen.

 

„Heute herrscht ein ganz anderes Spiel“, sagt Rudolf Meyer und nimmt einen Schluck Tee. „Auf unserem Hof gab es schon immer Pferde und nachdem die Arbeitspferde umgezüchtet wurden, waren Schauen das Wichtigste. Ein Pferd musste sich ordentlich an der Hand bewegen, dazu gut im Exterieur sein – das war es. Sportlich gesehen hatte das wenig Aussage“, denkt der 72-Jährige zurück. Zwar waren seine Stuten früher sehr erfolgreich auf Schauen – die Furioso II-Tochter Fortuna war auf den DLG-Schauen in München, Frankfurt und Aachen vorne – doch heute hat längst der Focus Sport den Hauptstellenwert eingenommen. Denn genau das ist es, auf das er in seiner Zucht setzt: Sportlichkeit, Leistungsbereitschaft, Springvermögen, Rittigkeit. Mit 15 Stuten züchtet der Landwirt in Emsteck bei Cloppenburg, bewirtschaftet mit seinem Sohn Rudolf (38) und Ehefrau Magda 100 Hektar, unterhält eine Schweinezucht und Hähnchenmast. Als weiteres Standbein bietet die Familie Ferien auf dem Bauernhof an. Doch wenn Sandro Boy und Marcus Ehning irgendwo in der Nähe starten, nehmen sie sich selbst frei und schauen zu. Der noble Hengst kam 1993 bei ihnen zur Welt. Seine Mutter Wiadora von Grannus-Argentinus ist Vollschwester der ebenfalls von Meyer gezogenen und gekörten Hengste Grasco, selbst bis S erfolgreich, und Granius, nach Mexiko verkaufter Bundeschampionatsfinalist. Wiadora brachte neben Sandro Boy auch den sechsfachen S-Sieger Langran, der 2007 unter Otto Vaske Oldenburgischer Landesmeister wurde. Ihr Sohn Le Grannus ist ebenfalls im Sport erfolgreich, Tochter Waldamsel – Vollschwester zu Sandro Boy – brachte mit Cordalmé Z die Bundeschampionatsteilnehmerin und S-Siegerin White Light. „Diese Stute ist für mich das Idealbild eines Springpferdes, hat einen enormen Kampfeswillen und ist zu 200 Prozent leistungsbereit“, charakterisiert er die Fuchsstute, die nun von Loredano trägt. White Light ging nach ihrer Sportkarriere zurück in die Zucht bei Meyers und so laufen auf einer Weide drei Generationen engste Familienbande zu Sandro Boy. Insgesamt hat Meyer acht Zuchtstuten aus dieser Linie auf seinem Hof.  „Dieser Stamm kam durch den Kauf des westfälischen Stutfohlens Waldamme von Damokles zu uns“, berichtet Meyer. Ein erfolgreicher Stutenstamm ist für ihn das A und O, denn er ist überzeugt, dass die Mutterlinie bis zu 70 Prozent mit gibt. Fremde Stuten zukaufen muss Meyer schon lange nicht mehr. Nur aus seiner eigenen Zucht rekrutiert er den Nachwuchs. „Manchmal juckt es natürlich schon, noch eine Stute dazu zu kaufen. Aber wir haben hervorragende Blutlinien hier und kennen unsere Linien. Das ist ein großer Vorteil und ein anderes Gefühl.“ Bevor jedoch eine Dreijährige zum Hengst geht, wird sie getestet. „Entscheidend für mich ist das Freispringen. Wichtig ist mir, dass sie an der Stange reagiert. Denn dumme Pferde sind für mich das Schlimmste, was es überhaupt gibt.“ Früher brachte Meyer alle geeigneten Stuten zu den Schauen, heute hat er das etwas eingeschränkt. „Ein Turnier für die jungen Stuten ist für mich aussagekräftiger.“ Was nicht heißt, dass Stutenschauen komplett ohne Pferde aus seiner Zucht stattfinden – 2007 konnte er in Rastede zwei Staatsprämienanwärterinnen stellen, darunter die Cordalmé-Continue-Tochter Fortuna. Wann seine Nachzucht, ist sie überhaupt verkäuflich, den Hof verlässt, ist unterschiedlich. „Manche gehen als Fohlen, andere lassen wir einige Jahre ausbilden. Bei Springpferden ist der Weg nun mal länger.“

Wer den Hof besucht, erblickt als erstes den prächtigen Fachwerkgiebel des heutigen Abfohlstalls, der Ende 1700 errichtet wurde. Die Familienbande der Meyers geht jedoch noch weiter zurück bis 1414. Ein Stammbaum hängt traditionsgemäß in der Diele. Neben den Stallungen – rund 70 Pferde leben insgesamt auf dem Hof – gehören eine Reithalle und ein großzügiger Springplatz neben den vielen Weiden dazu.  Auch ein paar Schulpferde wie Haflinger und Reitponys stehen in den Boxen und sind die Reitpartner für Nachbar- und Ferienkinder. Eigens getüftelt hat Meyer beim Weg der Absatzfohlen auf die Weide, damit sie auch im Winter vom Laufstall aus täglichen Auslauf ohne großen Arbeitsaufwand bekommen.

Geht es um die Hengstauswahl beschränkt sich Meyer nicht auf glänzende Bilder oder DVDs. „Ich fahre rum, schaue mir die Hengste an, sehe sie am liebsten auf dem Turnier und schaue, wie seine Art zu springen ist, achte auf den Typ. Es kann auch mal einer hässlich sein, wenn die Leistung voll überzeugt. Für den Verkauf aber ist natürlich ein schickes Pferd besser. Ich schaue mir jedoch nicht nur den Hengst an, sondern recherchiere auch, wie die Nachkommen sind. Bei den guten schaue ich dann auch ins Pedigree, welche Verbindungen dort genannt sind.“ Zu interessanten Junghengsten geht Meyer meist nur mit vererbungssicheren, älteren Stuten. 2008 erwartet er Nachkommen von Marco Kutschers Springcrack Cornet Obolensky, Rene Tebbels Goldpferd der Deutschen Meisterschaften, Coup de Couer, Chacco Blue, Coriano, Canturo und anderen. Auch von Sandro Boy selbst hat Meyer schon Fohlen gezogen. „Ich fahre auch mal weiter weg, um mir viel versprechende Hengste anzusehen. Eurocommerce Berlin etwa, der zum WM-Gold-Team 2006 zählte, steht in den Niederlanden. Als Cassini-Sohn ist er für mich sehr bedeutend.“ Auch ein Olympiapferd setzt Meyer ein – den Cantus-Sohn Canturo, der mit dem Brasilianer Bernardo Alves in Athen startet und 2006 den Großen Preis von Valkenswaard gewann. „Solche Hengste haben ihr Springvermögen und ihre Leistungsbereitschaft höchst überzeugend bewiesen. Das macht sie hoch interessant für die Zucht.“

Wie viele gekörte Hengste er selbst insgesamt gezogen hat, das weiß er nicht genau. Neben Granius und Grasco ist es auf jeden Fall der in die USA verkaufte Quick Star-Ramino-Sohn Quinctius, der 1970 geborene, auf dem Amselhof Walle aufgestellte Novum xx-Sohn Nomade, der Waidmannsheil-More Magic xx-Sohn Waldmeister, Atissimo von Argentinus-Inschallah AA sowie Grey Poupon S von Grannus-Landadel. 2006 wurde in Vechta ein Carry Gold-Sohn aus Sandro Boys Großmutter Walide gekört: Carinus. Dazu kommen zahlreiche erfolgreiche Sportpferde wie der S-Springsieger Night Fire von Night and Day oder Grannius von Grannus – ebenfalls S-erfolgreich. Prahlen, protzen mit seinen Erfolgen – das käme ihm jedoch nie in den Sinn. Obwohl er es könnte: 2006 wurde er mit der Goldenen Plakette des niedersächsischen Ministeriums für besondere Erfolge in der Zucht ausgezeichnet. Auch die Oldenburger Züchternadel in Gold sowie die FN-Plakette ziert seine Stube.

Auch ein paar Dressurstuten finden sich in seiner Herde – die unter Johannes Augustin bis zur Klasse S erfolgreiche Rubinstein-Tochter Roja kommt ebenfalls aus Meyers Zucht.
Sandro Boy verließ Meyers Hof schon früh. Über die Fohlenauktion ging er an Paul Schockemöhle, der ihn auf der Oldenburger Körung an den Bayern Josef Estendorfer aus Hohenbrunn verkaufte. Schon in seiner Hengstleistungsprüfung lag Sandro Boy ganz vorne, gewann mit 144.98 Punkten den Springindex und erhielt fürs Freispringen die Traumnote Zehn. Dann wurde er von Manfred Herzog in den Sport gebracht, gewann 2001 achtjährig sein erstes S-Springen, wechselte zu Marcus Ehning. Eine Ausnahmekarriere begann, die neben zahlreichen Siegen in Großen Preisen wie auch 2007 in Hannover und Bremen mit dem Weltcupsieg 2006 in Kuala Lumpur gekrönt wurde. Im selben Jahr war Sandro Boy erfolgreichster Springhengst Deutschlands und ist nicht selten Publikumsliebling – weil er so schön ist wie nur wenige Springpferde und selbst große Preise ob seiner verschwenderischen Art wie M-Springen aussehen lässt. „Zum Züchten gehört viel Idealismus. Ein Pferd wie Sandro Boy zu züchten belohnt für vieles.“

HenrietteSenden                                              

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Rudolf Meyer wird von Niedersachsens Landwirtschaftsminister Hans-Heinrich Ehlen für die Zucht von Sandro Boy geehrt. Der engagierte Oldenburger Züchter aus Emstek erhält beim Gala-Abend im Rahmen der 63. Elite-Auktion am 30. September 2005 die jährlich vergebene „Auszeichnung für einen niedersächsischen Züchter eines international erfolgreichen Turnierpferdes mit der goldenen Plakette für besondere tierzüchterische Leistungen“, so die offizielle Bezeichnung.



Der gekörte Oldenburger Hengst Sandro Boy (v. Sandro-Grannus), der 1993 über die Vechtaer Fohlenauktion verkauft wurde und inzwischen im Besitz von Josef Estendorfer steht, gehört unter Marcus Ehning zu den weltweit erfolgreichsten Springpferden mit Siegen in den Großen Preisen von Frankfurt, Düsseldorf und Gera, Platz zwei bei der Deutschen Meisterschaft der Springreiter 2004 und Platzierungen u.a. in Valkenswaard (NED), Aachen, Neuendorf (SUI), Kiel, Bremen, Leipzig, Hamburg, Götebörg (SWE), Bordeaux (FRA) und Pinerolo (ITA).

Aus der Zucht des Rudolf Meyer gingen neben Sandro Boy weitere Spitzenpferde hervor, wie die gekörten Hengste Grasco, Grannius, Quinctius, Atissimo und die Sportcracks Wakefield, Rapallo etc.

Hier muß noch gearbeitet werden!!

www.pferdezucht-meyer.de